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Omni-Channel-Strategien zahlen sich für Hallhuber aus

Geschäftsführer Rouven Angermann erklärt im Interview, wie er Hallhuber zu operativer Exzellenz zurückführen will.
marketing-BÖRSE | 24.10.2019
Rouven Angermann, Geschäftsführer Hallhuber © privat
 
Das Interview führt Yannik Sulzbacher, marketing-BÖRSE


Seit der Gründung 1977 hat sich Hallhuber im „Bridge-to-Premium“-Sektor etabliert und ist in Deutschland mit 275 Verkaufsflächen vertreten. Alle zwei Wochen werden neue Kollektionen veröffentlicht, die sich an trendbewusste Frauen ab Mitte 20 richten. Nach der Insolvenz von Gerry Weber hat der Finanzinvestor Robus Capital Management die Mehrheitsanteile übernommen und will Hallhuber mit weitreichenden Investitionen wieder in die schwarzen Zahlen zurückführen. Welche Rolle es dabei spielt, dass Hallhuber ein vertikal organisiertes Unternehmen ist und wie die Omnichannel-Strategie konsequent umgesetzt wird, verrät uns Geschäftsführer Rouven Angermann im Interview.

Herr Angermann, Hallhuber wurde nach der Insolvenz von Gerry Weber vom Finanzinvestor Robus Capital Management übernommen. Welche Auswirkungen hat diese Übernahme für Hallhuber?


Für Hallhuber bedeutete dies zunächst, dass die Finanzierung unseres Geschäfts gesichert wurde. Wir können uns nun wieder voll und ganz der Zukunft von Hallhuber widmen. Wir müssen alle Geschäftsfelder und Prozesse wieder gezielt auf unser bestehendes, vertikales Geschäftsmodell und auf die konsequente Umsetzung unserer Omnichannel-Strategie ausrichten. Dafür sind besonders in den Bereichen E-Commerce und IT-Technologien weitreichende Investitionen geplant. Hier können wir auf die finanzielle Unterstützung durch unseren neuen Mehrheitsgesellschafter bauen und Hallhuber dadurch zu operativer Exzellenz und Profitabilität zurückführen.

Hallhuber ist das einzige vertikal organisierte Mode-Unternehmen im „Bridge-to-Premium“-Sektor, welches sind die Vorteile gegenüber der horizontal organisierten Konkurrenz?

Unser vertikales Geschäftsmodell bietet einige Vorteile. Wir können unabhängig und eigenständig agieren, da wir die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Verkauf kontrollieren. Das ermöglicht uns schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und kurze Entscheidungswege zu gehen. Wir übernehmen die Warensteuerung und sind sehr nah dran an unserer Kundin. Eine Renner-Bluse können wir innerhalb von ein paar Tagen am Point of Sale nachliefern. Zudem verfügt Hallhuber über die Preishoheit.

Mode lässt sich online besonders gut darstellen. Welche Rolle nehmen bei Ihnen die Social-Media-Aktivitäten ein und arbeiten Sie mit Influencern zusammen?

Im Rahmen unserer Omnichannel-Strategie nehmen unsere Social-Media-Aktivitäten bei uns einen recht hohen Stellenwert ein. Wir haben erkannt, dass unsere Kundin den Content sehr schätzt und wir dadurch auch einen Anreiz zum Kauf schaffen können. Ein entscheidender Punkt für den Erfolg des E-Commerce war die Anreicherung des Online-Shops durch interessanten Content, wie durch die Integration des Styleblogs. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Influencern zusammen, die uns bei einzelnen Projekten unterstützen oder auch dauerhaft mit uns zusammenarbeiten. Hier setzen wir stark auf Regionalität. Den Content nutzen wir für mehrere Kanäle und sprechen die Kunden zusätzlich über den Newsletter und den Online-Shop mit unseren Blogger-Looks an.

Welche Formen der Neukundenakquise gestalten sich als besonders erfolgreich?


Durch ansprechenden Content und Suchmaschinenoptimierung erreichen wir viele passende Nutzer und dadurch Neukunden. Unterstützend schalten wir Facebook Werbeanzeigen und Suchmaschinenwerbung, da wir über generische Anzeigen gezielt auf eine bestimmte Zielgruppe zugehen können und dadurch erfolgreich neue Kundinnen ansprechen.

Trotz der steigenden Beliebtheit des Onlinehandels kauft noch jeder zweite Konsument vor Ort im Geschäft. Wie verbindet Hallhuber den Online- wie Offline-Kauf zu einem angenehmen Shopping-Erlebnis?


Um die Kundin in Zukunft dauerhaft an uns zu binden, die Kundenzufriedenheit zu stärken und neue Kunden zu gewinnen, setzen wir auf ein einheitliches Omnichannel-Konzept, das den Online-Shop mit unseren Stores verbindet. Die Marke Hallhuber wird dadurch noch erlebbarer, wobei wir weniger Store Experience, sondern mehr Identität und Service bieten wollen. Im Zentrum der Strategie stehen die Kundenzentriertheit und hohe Benutzerfreundlichkeit. Durch die optimale Verzahnung der Distributionskanäle und die konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen unserer Kundinnen, entsteht on- und offline ein durchgängiges, personalisiertes Einkaufs- und Markenerlebnis.
Besonders beliebt ist unser „Click & Collect“-Angebot. Die Kundin bestellt online – zuhause oder in unseren Stores über das iPad – und holt sich die Bestellung direkt in einem unserer Stores ab. Wir haben derzeit eine „Click & Collect“-Rate von 10 %! Zudem bieten wir in einigen ausgewählten Stores „Personal Shopping“ an. Die exklusive und kostenfreie Einkaufsberatung wird von unserer Kundin sehr gut angenommen. Diese zusätzlichen Dienstleistungen stärken die personalisierte Kundenerfahrung und somit das Kundenerlebnis am Point of Sale.

Sie selbst haben nach Ihrer Ausbildung bei Engelhorn lange in der Modeagentur Ihres Vaters gearbeitet. Wie wichtig halten Sie das Netzwerken für eine erfolgreiche Berufslaufbahn?

Ich halte Netzwerken für eine erfolgreiche Berufslaufbahn für sehr wichtig. Besonders der fachliche Austausch unter Kollegen und Geschäftspartnern ist für die berufliche Weiterentwicklung eine Bereicherung.

Vielen Dank für das Interview Herr Angermann!