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Der deutsche Mittelstand leidet weiter unter der Corona-Krise

Personal- und Investitionsplanungen voller Unsicherheit. Eigenkapitalquoten schrumpft in der Krise.
Investitionsbereitschaft imt Mittelstand sinkt drastisch © Verband der Vereine Creditreform e.V.
 

Der deutsche Mittelstand leidet weiter unter der Corona-Krise. Das zeigt die aktuelle Frühjahrsumfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung, an der sich rund 1.300 kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen beteiligt haben.

Stimmung im Mittelstand: Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

Danach haben sich die Auftragslage und die Umsätze empfindlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex im Mittelstand rutschte auf den niedrigsten Stand seit 2009. Aktuell notiert der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) mit 1,8 Punkten klar unter dem Vorjahreswert (7,7 Punkte). Wie deutlich die Stimmungslage im Mittelstand aktuell eingebrochen ist, zeigt der Vergleich mit den Vorjahren. 2019 lag der CGK noch bei 22,2 und 2018 bei 28,1 Punkten.

Erwartungen: „Corona-Schock“ überwunden?

Immerhin deutet sich für den weiteren Jahresverlauf eine leichte Erholung an. So haben sich die Geschäftserwartungen im Mittelstand nach dem scharfen Einbruch im Vorjahr erholt. „Die Unternehmen können die weitere Konjunkturentwicklung offenbar besser einschätzen als im vergangenen Frühjahr, als die Lage noch vollkommen unklar war. Dennoch ist die Erwartungshaltung der Unternehmen noch meilenweit von den Werten der letzten Jahre entfernt“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, bei der Vorstellung des Mittelstandsberichts 2021. „Der konjunkturelle Aufschwung ist eng an das wirtschaftspolitische Handeln der Regierung gekoppelt. Rückschläge bei der Pandemiebekämpfung und handwerkliche Fehler bei den staatlichen Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft könnten die positiven Aussichten verhageln“, so Hantzsch weiter.

Die Unternehmen sind bei der Beurteilung der zukünftigen Auftragseingänge optimistischer als im Vorjahr. 30,3 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Auftragsbeständen bis zum Jahresende (Vorjahr: 26,6 Prozent). Knapp jeder Sechste (16,3 Prozent) erwartet hier Rückschläge (Vorjahr: 19,4 Prozent). Auch die Umsatzerwartungen im Mittelstand haben sich wieder etwas aufgehellt: 32,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 29,8 Prozent) rechnen im nächsten halben Jahr mit einem Umsatzplus. Mit rückläufigen Umsätzen rechnen 17,6 Prozent (Vorjahr: 18,2 Prozent). Vergleichsweise positiv äußerte sich das Verarbeitende Gewerbe, während der Handel die Umsatzentwicklung eher pessimistisch einschätzt.

Personal- und Investitionsplanungen voller Unsicherheit

Die Personalplanungen im Mittelstand sind trotz der wieder freundlicheren Konjunkturaussichten weit weniger expansiv als vor der Krise. Noch sind die Unsicherheiten offenbar zu groß. Knapp ein Viertel der Befragten (23,0 Prozent) will die Zahl der Beschäftigten in den nächsten sechs Monaten aufstocken. Nur wenige Unternehmen (7,1 Prozent) planen derzeit einen Stellenabbau. Gegenüber dem Vorjahr haben sich diese Werte kaum geändert. Das Verarbeitende Gewerbe plant indes einen größeren Stellenaufbau als im Vorjahr.

Wie schnell und stark sich die Konjunktur in Deutschland in den nächsten Monaten erholen wird, ist ungewiss. Das veranlasst die mittelständischen Unternehmen zur Zurückhaltung bei ihren Investitionsplänen. Zwar liegt der Anteil der investitionsbereiten Unternehmen erneut über der Marke von 50 Prozent (51,5 Prozent), allerdings werden die hohen Investitionswerte wie zwischen 2016 und 2019 bei Weitem nicht mehr erreicht. Vor allem die wichtigen Erweiterungsinvestitionen sind seltener geplant als im Vorjahr (52,4 Prozent; Vorjahr: 55,1 Prozent).

Winterhalbjahr war „Stresstest“ für den Mittelstand

Das Winterhalbjahr 2020/2021 war für den deutschen Mittelstand schwierig. Mehr als jedes dritte Unternehmen (34,6 Prozent) meldete einen Umsatzrückgang. Das ist ein deutlich höherer Wert als in der Vorjahresbefragung (22,5 Prozent), als die Corona-Krise gerade erst begonnen hatte. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2019 hatten nur 17,3 Prozent der Mittelständler Umsatzeinbußen gemeldet, 2018 nur 15,2 Prozent. Am stärksten betroffen war erwartungsgemäß der Handel. Zudem wiesen die mittelständischen Unternehmen in den letzten Monaten eine geringe Einstellungsbereitschaft auf. 19,0 Prozent der Befragten meldeten einen erhöhten Personalbestand (Vorjahr: 20,7 Prozent), während 15,6 Prozent der Unternehmen im letzten halben Jahr Personal abgebaut haben (Vorjahr: 14,4 Prozent). Damit dürfte der jahrelange Beschäftigungsaufbau im Mittestand weitgehend stagnieren.

Eigenkapitalquoten in der Krise geschrumpft

Die Corona-Krise hat an den Eigenkapitalquoten im Mittelstand gezehrt. Nur noch 32,1 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 34,2 Prozent) verfügen über eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen (Eigenkapitalquote unter 10 Prozent) nahm im Gegenzug von 27,4 auf 30,7 Prozent spürbar zu. „Ein Andauern der Krise dürfte die Stabilität vieler Unternehmen weiter beeinträchtigen“, betont Hantzsch. Der mühsame Eigenkapitalaufbau der letzten Jahre im Mittelstand sei durch die Corona-Krise zum Teil wieder zunichtegemacht worden.

Weiter stabil halten die KMU das Zahlungsverhalten. Die überwiegende Mehrzahl der Mittelständler verbuchte den Zahlungseingang weiterhin innerhalb von 30 Tagen nach Rechnungsstellung und 28,3 Prozent der Befragten blieben von Forderungsausfällen gänzlich verschont (Vorjahr: 23,9 Prozent). Allerdings waren mehr Unternehmen als im Vorjahr von hohen Forderungsausfällen betroffen (9,0 Prozent; Vorjahr: 7,3 Prozent). Ein weiteres Indiz für eine Verschlechterung der finanziellen Lage in den Unternehmen.