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Automatisierung in der Produktion vor Technologieschub

Bewusstsein in Vorstandsetagen für Vorteile der Automatisierung wächst.
McKinsey & Company | 20.06.2023
Automatisierung in der Produktion vor Technologieschub © freepik / follow
 

McKinsey-Analyse: Markt für industrielle Automatisierung wächst bis 2025 um jährlich knapp 4% auf über 115 Milliarden US-Dollar - Cloud- und IIoT-Lösungen stark nachgefragt – Partnerschaften mit Anbietern vorherrschendes Modell - Künstliche Intelligenz als Beschleuniger für die zehn wichtigsten Technologietrends

 

Software erobert die Fabrik: Die Automatisierung der industriellen Produktion wird sich durch neue Technologien und Anbieter weiter beschleunigen. Der Markt für industrielle Automatisierungslösungen wächst von heute 103 Mrd. US-Dollar auf 115 Mrd. US-Dollar im Jahr 2025. Der Großteil des Marktes (76 Mrd. US-Dollar) entfällt dann auf Automatisierung von Prozessindustrien wie der Chemie- oder die Öl- und Gasindustrie; gefolgt von Produktionsumgebungen wie Automobil- oder Halbleiterfertigung mit 32 Milliarden US-Dollar Volumen. Die höchsten Wachstumsraten werden Cloudanwendungen sowie Lösungen für das Industrial Internet of Things (IIoT) mit knapp 20% pro Jahr aufweisen, auch wenn das Gesamtvolumen mit gut 6 Milliarden US-Dollar im Vergleich kleiner ist. Dies geht aus der neuen Analyse „Is industrial automation headed for a tipping point?“ der Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Leitmesse Automatica hervor. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter knapp 200 Nutzern und Anbietern von Lösungen zur industriellen Automatisierung.

Bewusstsein in Vorstandsetagen für Vorteile der Automatisierung wächst

„Wir sehen in der heutigen Fertigungslandschaft eine kleine Anzahl von Fabriken, die in Sachen Automatisierung Maßstäbe setzen – vom Einsatz künstlicher Intelligenz über digitale Zwillinge hin zu selbstlernenden Robotern und fortschrittlicher Software“, sagt Harald Bauer, Senior Partner im Frankfurter Büro von McKinsey und Co-Autor der Studie. „Allerdings: Der Großteil der Fabriken ist weit entfernt von den Digitalisierungs- und Automatisierungsleveln, die heute eigentlich möglich sind – viele Unternehmen nehmen Verbesserungen nur schrittweise vor.“ Allerdings sprechen einige Faktoren dafür, dass die Automatisierung sich weiter beschleunigen wird: Zum einen wächst das Interesse von Tech-Anbietern an industrieller Automatisierung, z.B. über Cloud- und IIoT-Anwendungen. Zudem sorgen neue Technologien wie 5G und WiFi 6 für neue Anwendungen. Bauer: „Nicht zuletzt wächst in den Vorständen von Produktionsunternehmen das Bewusstsein dafür, wie Automatisierung Herausforderungen wie den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, Risiken in den Lieferketten und das Erfüllen von ESG-Kriterien lösen kann.“ Zudem bringen die massiven Fortschritte in generativer künstlicher Intelligenz neue Möglichkeiten hervor – beispielsweise für die beschleunigte Programmierung von Steuerungssystemen oder in der bildgestützten Analyse möglicher Qualitätsprobleme. 

Bereits heute sind für 69% der befragten Unternehmen digitale Lösungen der Weg hin zu einem höheren Automatisierungsgrad; 94% gehen davon aus, dass die Bedeutung davon noch zunehmen wird. Als Königsweg zu einer IIoT-Plattform wird von einer Mehrheit der Unternehmen (54%) eine Partnerschaft mit einem Anbieter solcher Lösungen angesehen, nur 7% setzen noch auf eigene Plattformen. „Dies ist ein riesiger Unterscheid im Vergleich zu vor einigen Jahren, als die meisten Unternehmen noch eigene Plattformen genutzt haben“, sagt Jan Paul Stein, Co-Autor der Studie und Associate Partner im Münchener Büro von McKinsey.

Als wesentliche Vorteile einer solchen Partnerschaft werden vor allem die standardisierte Integration in bestehende ERP-, MES-, PLM- und CRM-Systeme gesehen; gefolgt von einem hohen Servicelevel der Anbieter sowie die Möglichkeit, diese in einer Cloud zu nutzen. Stein: „Dieser nächste Horizont der Automatisierung hat das Potential, nicht nur klassische Parameter wie Produktivität, Produktionskosten und Verlässlichkeit zu verbessern. Es geht darum, neue Herausforderungen wie Mitarbeiterzufriedenheit, Resilienz in der Produktion, Flexibilität und Nachhaltigkeit gleichermaßen zu erfüllen.“