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Deutscher Consulting-Markt übertrifft 2022 die Ergebnisse des Vorjahres

Top 20 der deutschen Consultants legten 2022 um 18,5 Prozent, internationale Beratungen um 11,5 Prozent zu.
Deutscher Consulting-Markt übertrifft 2022 die Ergebnisse des Vorjahres © freepik / monsterstudio
 

Die in Deutschland tätigen Managementberatungen steigern ihre Umsätze erneut: Nach einem Wachstum von im Mittel 16,6 Prozent im Jahr 2021, legten die 20 größten Managementberatungen mit Hauptsitz in Deutschland (Top 20) im Geschäftsjahr 2022 im Durchschnitt um 18,5 Prozent zu. Die führenden internationalen Consultants wuchsen mit 11,5 Prozent ebenfalls zweistellig. Dabei profitieren die Häuser von Beratungsthemen wie Business Strategy, Cloud, Data Analytics, Digital Engineering, ESG und Krisenresilienz-Programmen sowie der andauernden Sonderkonjunktur nach der Covid-19-Pandemie. Auch überdurchschnittliche Honorarerhöhungen spiegeln sich in den Umsätzen des Jahres 2022 wider. Im Hinblick auf das aktuelle Geschäftsjahr 2023 rechnen die deutschen Top 20 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 12,2 Prozent, die internationalen Consultants mit 11,7 Prozent.

Das sind erste Ergebnisse der neuen Lünendonk-Studie, die im Juli veröffentlicht wird.

Marktvolumen steigt auf rund 44 Milliarden Euro

„Vor dem Hintergrund des bereits sehr guten Geschäftsjahres 2021 lassen die erneut überdurchschnittlichen Wachstumszahlen aus 2022 aufhorchen; die Nachfrage nach Beratungsleistungen war im zurückliegenden Geschäftsjahr enorm“, so Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder. „Zurückblickend bestand die größte Herausforderung für die Branche in der personellen Besetzung der Projekte.“ Die Anstrengungen im Recruiting führten bei den deutschen Top 20 zu einem Anstieg der Mitarbeiterzahlen um durchschnittlich
15,5 Prozent, bei den internationalen Consultants um 18,9 Prozent.

Der deutsche Managementberatungsmarkt hat 2022 laut des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) ein Volumen von 43,7 Milliarden Euro erreicht (+14,7 %;
2021: 38,1 Mrd. €; 2020: 34,6 Mrd. €; 2019: 36,0 Mrd. €). Trotz der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen soll im Geschäftsjahr 2023 das Marktvolumen in Deutschland auf 49 Milliarden Euro ansteigen (+12 %).

Top 20 erzielen 4 Milliarden Euro weltweit

Die 20 nach Umsatz führenden Beratungen mit Hauptsitz in Deutschland erzielten 2022 weltweit Umsätze in Höhe von 3,92 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,29 Mrd. €) mit in Summe 16.610 Mitarbeitenden (Vorjahr: 14.335). Dabei entfielen etwa 60 Prozent des Umsatzes auf den deutschen Markt.

Roland Berger führt Top-20-Ranking deutlich an

Roland Berger führt mit Abstand die Lünendonk-Liste der deutschen Managementberatungen an. Der Gesamtumsatz stieg um 16,8 Prozent auf 870 Millionen Euro. Die Anzahl der Mitarbeitenden (FTE) erhöhte sich auf 3.000. An zweiter Position liegt weiterhin Simon-Kucher mit einem Gesamtumsatz von 534,9 Millionen Euro (+20,9 %).

Weiterhin zu den Top 3 der deutschen Managementberatungen zählt Q_Perior mit einem Gesamtumsatz von 286,0 Millionen Euro (+21,7 %), gefolgt von Porsche Consulting (271,0 Mio. €; +27,8 %) sowie Horvath (270,0 Mio. €; +25,0 %). Auf den Plätzen sechs bis acht befinden sich Consulting-Häuser mit jeweils über 200 Millionen Euro Gesamtumsatz: d-fine (221,6 Mio. €; +10,1 %), Detecon (214,4 Mio. €; +15,0 %) und zeb (200,2 Mio. €; +4,9 %).

Nach einem Umsatzrückgang im Jahr 2021 legt KPS um 13,6 Prozent auf 179,5 Millionen Euro zu, gefolgt von goetzpartners (140,5 Mio. €; +4,5 %). 4flow überspringt die 100 Millionen-Euro-Marke (110,5 Mio. €; +28,5 %), gefolgt von H&Z (99,7 Mio. €; +27,0 %).

SKS und Berylls wachsen überdurchschnittlich

SKS weist mit einem Umsatzanstieg von 94,6 Prozent das stärkste Wachstum innerhalb der Top 20 aus (79,8 Mio. €). Die Umsätze der im Januar 2022 hinzugewonnenen b2tec Software GmbH und Innovative Banking Solutions AG sind inkludiert. Im Februar 2023 schloss Accenture die Übernahme der SKS Group ab, so dass das Haus im kommenden Ranking nicht mehr in den Top 20 aufgeführt wird.

Ingenics (78,3 Mio. €) und Miebach (75,0 Mio. €) legen jeweils um mehr als 30 Prozent zu, gefolgt von Cassini mit 73,8 Millionen Euro (+16,8 %). Berylls (+51,2 %) und Unity (+21,6 %) teilen sich mit 62 Millionen Euro den 17. Rang. Staufen mit 51,0 Millionen Euro (-5,6 %) sowie Horn & Company mit 41,9 Millionen Euro (+14,2 %) schließen die Top 20 ab.

Internationale Beratungskonzerne wachsen ebenfalls stark

Den deutschen Beratungsmarkt dominieren indes eine Vielzahl an internationalen Consultants mit unterschiedlichen Leistungsspektren. Strategieberater sind dabei ebenso zu finden wie M&A- sowie HR-Häuser und Transformationsberatungen: Die Consulting-Units von Accenture und Deloitte sind mit jeweils mehr als 30 Milliarden US-Dollar Umsatz die Branchenführer, gefolgt von PwC/Strategy& (21 Mrd. US-$). Die internationalen Strategieberatungen BCG (12 Mrd. US-$) und Bain (7 Mrd. US-$) legten 2022 ebenfalls zu – vor allem in Deutschland. Neu im internationalen Ranking ist die Beratung Protiviti. Die 18 führenden globalen Anbieter der Lünendonk-Liste generierten im Geschäftsjahr 2022 geschätzt 181 Milliarden Euro Umsatz weltweit. Davon entfielen rund 16 Milliarden Euro auf Deutschland.

Data Analytics und KI verändern Personalstrukturen

Auch für das aktuelle Geschäftsjahr rechnen die Studienteilnehmer mit einem zweistelligen Wachstum – mit Blick auf die Rekordjahre 2021 und 2022 wird mit einer Abkühlung gerechnet. „Die Stellenstreichungsprogramme von Beratungen wie McKinsey oder Accenture sind weniger Vorboten einer Rezession, sondern vielmehr eine Anpassung nach einem sehr starken Personalaufbau“, so Marktanalyst Hossenfelder. „Zudem nutzen die Consultants die mannigfaltigen Effizienz-Potenziale von Data Analytics und Künstlicher Intelligenz (KI). Gerade die intelligenten Assistenzsysteme führen dazu, dass sich Beratungshäuser künftig wohl schlanker aufstellen werden.“ So sind Bain und PwC beispielweise eine Allianz mit OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, eingegangen.

Hintergrund zur Lünendonk-Liste
Die Lünendonk-Listen über die führenden Managementberatungen weisen die Gesamtumsätze der internationalen und deutschen Beratungsanbieter aus. Ein Ranking ausschließlich nach Beratungsumsätzen in Deutschland lässt sich bei der internationalen Anbieterkategorie nicht sinnvoll und ausreichend detailliert abbilden. Aus diesem Grund werden im klassischen Lünendonk-Ranking der Managementberatungen in Deutschland nur Unternehmen berücksichtigt, die ihre Gründungshistorie und Kapitalmehrheit in Deutschland haben. Sie sind nach der Reihenfolge ihrer Gesamtumsätze gelistet.

Die multinationalen Managementberatungs-Konzerne, die ihren Hauptsitz beziehungsweise ihre Kapitalmehrheit im Ausland haben, werden – soweit sie 2022 signifikante Umsätze (mehr als 50 Mio. €) mit Managementberatungsleistungen im deutschen Markt erzielt haben – in einer eigenen Übersicht „Führende internationale Managementberatungen in Deutschland“ mit ihren relevanten weltweiten Beratungsumsatz- und Mitarbeiterzahlen aufgeführt. Dabei handelt es sich sowohl um die großen Strategieberatungen als auch um Gesamtdienstleister sowie spezialisierte Beratungsunternehmen aus dem HR-Sektor. Bei den Umsätzen der Big-Four-Unternehmen aus der Wirtschaftsprüfungs-Branche handelt es sich bei den gezeigten Leistungen ausschließlich um deren Advisory-Umsätze.